5 Elternpaare – 274 Kinder – 105 Jahre Engagement
Landkreis ehrt langjährig tätige Bereitschaftspflegefamilien für ihr Engagement
Bereitschaftspflegefamilien bieten Kindern in Krisen- und Notsituationen einen Platz im eigenen Familienverband für eine befristete Zeit. Im Rahmen einer offiziellen Feierstunde im Landratsamt ehrte der Landkreis Esslingen Mitte Oktober fünf langjährig in der Bereitschaftspflege tätige Pflegeeltern. Die fünf geehrten Familien bringen es zusammen auf 105 Jahre Engagement. Über 274 Kinder haben sie in dieser Zeit in ihre Familien aufgenommen.
Amtsleiter Martin Abel vom Amt für Soziale Dienste und Psychologische Beratung, dessen Fachdienst für Pflegekinder und ihre Familien die Pflegefamilien begleitet, sprach den geehrten Familien seine höchste Anerkennung für ihr großartiges Engagement für die Kleinsten der Gesellschaft aus. Das Überreichen der Ehrungsurkunden konnte er mit einem ganz persönlichen Dank für die wertvolle Arbeit verbinden, weil er sich noch gut daran erinnert, wie er vor vielen Jahren, damals als Bezirkssozialarbeiter, bei einigen der anwesenden Familien ein Kind untergebracht hat. Er wisse nur zu gut, wie wichtig ein sicheres Haus für die Kinder ist, deren Herkunftsfamilien in eine Krise geraten sind und wie die Bereitschaftspflegeeltern den Kindern diesen Schutzraum schaffen mit einem Platz auf Zeit in der eigenen Familie.
Neben der Ehrungsurkunde erhielten die Pflegeeltern einen Gutschein für einen Thermalbadbesuch, „damit Sie auch einmal etwas Gutes für sich selbst tun können“, sagte Abel. Im Namen des Fachdienstes für Pflegekinder und ihre Familien überreichte Christine Kolonko einen kleinen Blumengruß.
In der Feierstunde wurde deutlich: Die Pflegeeltern haben viel gemeinsam mit den Kindern erlebt und viele Episoden zu erzählen. Da ist zum Beispiel die von der überraschenden Aufnahme dreier Geschwisterkinder, nachdem ursprünglich wegen eines Krankenhausaufenthaltes der alleinerziehenden Mutter die Aufnahme eines Kindes angefragt war. Als dieses fragte: „Ich will aber mit meinen Schwestern zusammenbleiben, können die nicht auch zu Euch?“, kamen alle drei in die Familie. Eine Pflegemutter erinnert sich: „Das schönste, aber auch anstrengendste war, als ich einen Säugling im Alter von zwei Tagen im Krankenhaus abgeholt habe und acht Tage später Zwillinge im Alter von einem Monat kurzfristig für drei Wochen dazu aufgenommen habe.“ Selbst die Aufnahme eines Babys zusammen mit seiner Mutter ermöglichte eine der geehrten Bereitschaftspflegefamilien, bis ein Platz in einer Mutter-Kind-Einrichtung frei geworden war. Die Beispiele verdeutlichen, wie wichtig und wertvoll die Arbeit der Bereitschaftspflegefamilien ist. Durch die finanzielle Aufwandsentschädigung, das sogenannte Pflegegeld, lässt sich das gesellschaftlich bedeutsame Engagement der Familien kaum aufwiegen.
Der Fachdienst für Pflegekinder und ihre Familien des Sozialen Dienstes sucht weiterhin an der Bereitschaftspflege interessierte Familien, Paare und Alleinlebende für die kurzfristige Unterbringung von Kindern in Ausnahmesituationen. Zukünftige Pflegeeltern sollten Freude am Zusammenleben mit Kindern haben, starke Nerven und eine gesunde Portion Humor, um die großen und kleinen Krisen gemeinsam mit den Kindern und an ihrer Seite den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sozialen Dienstes zu meistern. Es finden regelmäßig Informationsveranstaltungen statt, gefolgt von Vorbereitungskursen zur Qualifizierung. Weitere Informationen unter www.landkreis-esslingen.de/pflegekinder oder per E- Mail: Pflegekinderhilfe@LRA-ES.de.