Abschied vom Wald nach 43 Jahren

Förster Eckard Hellstern vom Forstrevier Filderstadt-Aichtal geht in den Ruhe-stand

Bildunterschrift: Im Schonwald Reichenbach verabschiedet sich Förster Eckard Hellstern mit seinem Hund Merle. Foto Elke Rimmele-Mohl

Für den Wald ist es nur eine kurze Zeitspanne, für einen Forstmann jedoch ein ganzes Berufsleben: Nach fast 43 Dienstjahren geht Förster Eckard Hellstern vom Kreisforstamt Esslingen in den Ruhestand. Seit 2005 leitete er das Forstrevier Filderstadt, zu dem seit 2020 auch der Kommunalwald Aichtal gehört. Die Nachfolge wird zum 1. Januar 2025 der 26-jährige Förster Tobias Haussmann antreten, aber schon ab dem 01.10.2024 wird er als Urlaubsvertretung im Wald anzutreffen sein.

Obwohl er schon als Teenager den Jugendjagdschein in der Tasche hatte und sich für Ornithologie und Botanik interessierte, nahm Eckard Hellstern zunächst ein Maschinenbaustudium auf. Doch bald wurde klar, dass sein Herz für den Wald schlägt und er steuerte im Studium nochmals um zur Forstwirtschaft. Als frischgebackener Förster wurde Eckard Hellstern mit dem Stuttgarter Forstrevier „Solitude“ ein anspruchsvolles Revier übertragen- äußerst urban geprägt und mit der Landespflanzschule für seltene Baumarten ausgestattet. Vom Solitude-Förster wurde damals erwartet, dass er neben der Revierleitung auch Ausstellungen für Landes- und Bundesgartenschauen und das Landwirtschaftlichen Hauptfest mitentwickelte und ausgestaltete. Ganze Wälder samt Waldhütte und Wasserrad habe man auf den Ausstellungsgeländen zum Leben erweckt, erinnert sich der Forstmann. Doch 1990 gibt es eine Herausforderung anderer Art. Sturm Wiebke fegte über Süddeutschland hinweg und hinterließ im Revier Solitüde eine Schneise der Verwüstung. 12.000 Kubikmeter Sturmholz galt es zu bewältigen.  

Eine forstliche Verwaltungsreform ließ Hellstern 1998 ins Revier nach Filderstadt wechseln. Schon nach kurzer Einarbeitungszeit zerstörte Sturm Lothar 1999 über 30 Hektar Waldfläche in Filderstadt. Die niederschmetternde Bilanz waren 42 000 Kubikmeter Sturmholz. Die Aufarbeitung des Holzes und die anschließende Wiederaufforstung wurde zum Kraftakt. „Das war der Tiefpunkt“, erinnert sich Eckard Hellstern.

Dass in der Krise auch eine Chance steckte, erschloss sich dem Forstmann erst rückblickend, denn durch die Wiederaufforstung der Sturmflächen mit standortsangepassten und klimastabilen Baumarten konnte er den Waldumbau entscheidend voranbringen. Heute grünen auf den einstigen Katastrophenflächen Eichen, Hainbuchen, Kirschen, Linden, Nüsse und Esskastanien und bilden ein gutes Gerüst für einen zukunftsfähigen Wald.

Neben der Entwicklung stabiler Wälder engagierte sich Eckard Hellstern immer stark für die Belange des Naturschutzes. So war er Mitinitiator der für die Ausweisung des Schonwaldes „Reichenbach“, wo heute sämtliche heimischen Spechtarten nachgewiesen werden können. Die aktuelle Waldinventur bescheinigte dem Filderstädter Wald außerdem einen Rekordanteil an Totholz, welches dem natürlichen Zerfall und damit dem Naturschutz überlassen wird. Dass er das Ökosystem Wald auf diese Weise entwickeln und erhalten konnte, sieht Hellstern auch als ein Ergebnis des beträchtlichen Gestaltungsspielraumes, der ihm als Revierleiter zugestanden wurde. Doch besondere Freiräume bringen stets eine besondere Verantwortung mit sich. Auch davon gab es im Berufsleben von Eckard Hellstern reichlich. Insbesondere die Verkehrssicherung entlang von Straßen entwickelte sich im Zeitalter des Eschentriebsterbens zu einem Aufgabenbereich, wo im Urbanen Forstrevier viel Verantwortung zu schultern war.Im Ruhestand wird es neue Prioritäten geben – reisen, botanisieren und Ornithologie stehen ganz oben auf der To-do-Liste. Dabei wird er „seinem“ Wald immer verbunden bleiben.

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Andrea Wangner (Fotonachweis: Moritz Karg)
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