Sozialer Fachdialog setzt Impulse zur Teilhabe
Mitte Dezember kamen rund 180 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wohlfahrtspflege und Selbsthilfe aus dem Landkreis Esslingen zum sozialen Fachdialog ins K3N in Nürtingen. Auf der Tagesordnung stand das Thema „Teilhabe ermöglichen“, ein Querschnittsthema, das im kommunalen Geschehen eine zentrale Rolle einnimmt. Der soziale Fachdialog dient im Rahmen der Kommunalen Integrierten Sozialplanung des Landkreises dem Meinungsaustausch unterschiedlicher Akteure auf Kreisebene. Integrierte Sozialplanung zielt darauf ab, für alle Menschen die Verbesserung der Lebensqualität und Teilhabe, die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit zu gewährleisten.
Landrat Marcel Musolf wies zum Auftakt der Veranstaltung darauf hin, dass „Teilhabe ermöglichen“ bei der kommunalen Daseinsvorsorge sowohl für den Landkreis als auch für die Städte und Gemeinden eine zentrale Aufgabe darstellt und eine wichtige Rolle für das Gemeinwesen spielt. Die Daseinsvorsorge bilde die Grundlage für das soziale Miteinander, das Gemeinschaftserleben und den sozialen Zusammenhalt bei aller vorhandenen Unterschiedlichkeit. So sei es beispielsweise Aufgabe, allen Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu Infrastruktur, Bildung, Gesundheitsversorgung, sozialen und kulturellen Angeboten zu gewährleisten. Bei der kommunalen Selbstverwaltung sei man der Bürgernähe und der Effizienz verpflichtet.
Professor Dr. Oliver Frey von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen referierte über Teilhabeaspekte und ihre Bedeutungen im Kontext der Stadtplanung. Zu Beginn seines Beitrages stellte er die Fragen des Zusammenlebens und die Rolle des Sozialraum in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Dabei ging er insbesondere auf das Verhältnis von Partizipation und Stadtplanung, deren Möglichkeiten und Grenzen ein. Ein Mehrwert bestehe aus seiner Sicht in einer sozial sensibilisierten Stadtplanung, die Grundlage für die soziale Stadtgesellschaft sein sollte.
Professorin Dr. Claudia Daigler von der Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege der Hochschule Esslingen setzte sich mit der Komplexität des Teilhabebegriffs auseinander. Dabei ging sie der Frage nach, wie Teilhabe hergestellt werden kann und stellte die Herausforderungen der integrierten Sozialplanung dar. Als Aufgabe einer rechtsübergreifenden Planung und Zusammenarbeit führte sie das Thema von verwehrter Teilhabe an bezahlbarem Wohnraum aus, einer aktuell brisanten Problemlage, die auf die Sozialsysteme und zahlreiche Bevölkerungsgruppe gravierende Auswirkungen hat.
In fünf Dialogräumen diskutierten die Teilnehmenden das Thema „Teilhabe ermöglichen“ in verschiedenen Zusammenhängen. Die politische Teilhabe als Teil der repräsentativen Demokratie zu verankern, war ebenso Thema, wie ein Blick auf die Teilhabe im Bereich digitaler Medien. Mit der Teilhabe an Bildung und Arbeit als fortlaufende Erfordernis befasste sich eine eigene Arbeitsgruppe. Armut als Gradmesser der Gesellschaft und als Auftrag, Teilhabe zu ermöglichen, war Thema in einem weiteren Dialograum. Die Bedeutung von Nachbarschaftsnetzwerken war schließlich ein Schwerpunkt bei der Betrachtung der sozialen Teilhabe. Getragen durch die unterschiedlichen Erfahrungen, Zugänge und Impulse der Teilnehmenden hat der Soziale Fachdialog eine wichtige Vernetzungsfunktion im Landkreis inne.
Die Sozialdezernentin des Landkreises, Katharina Kiewel, ging in ihrem Schlusswort auf die Bedeutung der Nachhaltigkeit der Teilhabe ein. Sie betonte, dass die individuellen Teilhabemöglichkeiten immer auch von Strukturen abhängig sind, indem gute Rahmenbedingungen als Türöffner für eine gelingende Teilhabe wirken.